Unsere Klimapolitik

In der 2. Auflage vom November 2017 publizierte der Ortsverband der FDP Bargteheide unter dem Titel „Klimaschutz und der Beitrag Bargteheides“ seine Betrachtungen zu einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Klimapolitik. Hier ein paar Auszüge, die Klimafiebel finden Sie hier auf unserer Seite.

Hermann Fischer

Dass sich unser Klima wandelt, ist offenkundig. Doch klimatische Veränderungen sind
kein Phänomen unserer Zeit, sie sind ewiger Begleiter unseres Planeten. Neu ist unsere
Einsicht, dass anthropogene Einflüsse auf die klimatischen Schwankungen einwirken,
sie verstärken und/oder beschleunigen – mit Folgen für alles Leben auf der Erde.

[…]

Die nationale Verantwortung findet in der individuellen Verantwortung ihre Subjektivierung. Ohne die Anstrengungen des Einzelnen bleibt sie hohl und kraftlos. Bargteheide und Bargteheider Bürger haben im Bemühen um Energieeffizienz schon vieles auf den Weg gebracht – Optimierungsmöglichkeiten gibt es freilich immer. Sie lassen sich umso besser ausschöpfen, desto wahrhaftiger man mit dem Thema umgeht, die Proportionen, um die es hier vor Ort im globalen Kontext geht, benennt, die Relativität
individuellen Handelns ehrlich bekennt und sich vor alarmistischen Tönen und symbolhaften Gesten hütet.

Gorch-Hannis la Baume

[…]
Die Gründe für Klimaschwankungen sind vielfältig. Neben Sonnenaktivitäten und pla-
netarischen Inkonstanten kommt der Drift der Erdachse eine maßgebliche Bedeutung
zu. In einem Zyklus von 23.000 Jahren schwankt die Neigung der Erdachse. So lag der
Nord-Sommer vor 9.000 Jahren am sonnennächsten Punkt, während er heute am son-
nenfernsten Punkt liegt. Hinzu kam noch eine Verringerung der Achsenneigung der
Erde um 1° während der letzten 9.000 Jahre. Dies hat zur Folge, dass bei 65° nördlicher
Breite eine Verringerung der solaren Einstrahlung um 10 % besteht.

[…]

Der Versuch, den globalen Temperaturanstieg auf 2 °C zu begrenzen, ist wegen der Dynamik der eintretenden Veränderungen gleichwohl richtig und wird auch vom FDP-Ortsverband engagiert unterstützt. Wir sollten uns aber der Relativität unseres Bemühens bewusst sein; den übergeordneten klimaverändernden Kräften werden wir perspektivisch nicht entkommen. Darum ist die alleinige Fokussierung auf eine Begrenzung der Erderwärmung auch zu eng angelegt, ja kontraproduktiv. Mit derselben Intensität sollten die Anstrengungen darauf gerichtet sein, Schutzmaßnahmen vor Stürmen
und steigenden Meeresspiegeln global zu treffen und zu fördern.

[…]

Manfred Adam

[…]

Wir wissen nicht erst seit heute, dass bereits vor unserer Zeitrechnung durch die Rodung von Wäldern und die Verbrennung des Holzes, insbesondere zum Zwecke der Metallproduktion und der Urbarmachung der Böden für landwirtschaftliche Nutzung, enorme Mengen von gespeichertem CO 2 in die Atmosphäre gelangten. Die Industrialisierung gegen Ende des 18. Jahrhunderts sowie eine parallel verlaufende dynamische Bevölkerungsentwicklung (von 790 Millionen Menschen um 1750 bis heute um die 7,4 Milliarden) beschleunigten diesen Prozess signifikant.

So hat die Menschheit ihren eigenen CO 2 -Ausstoß von 1750 bis heute um 740 % erhöht; schon mit
ihrer Atemluft trägt sie am gesamten anthropogen verursachten CO 2 -Aufkommen in einer Größenordnung von 7 % bei. Zum rasanten Wachstum der Bevölkerung kommen ihre zunehmende
Mobilität und eine ausufernde Zementproduktion (allein in Deutschland werden jedes Jahr 31 Mio. t Zement erzeugt. Weltweit sind es 3,4 Gigatonnen!), womit eine fortschreitende Verbrennung fossiler Brennstoffe einhergeht.

Verstärkt wird dieses Phänomen durch

  • die Intensivierung der Landwirtschaft
  • Massentierhaltung
  • weitere, rücksichtslose Rodung von Wäldern
  • sonstige ressourcenzehrende zivilsatorisch verursachte Prozesse

Schon vor 200 Jahren erkannten Pioniere der Klimaforschung (Jean Fourier, John Tyndall u. a.), dass CO 2, Wasserdampf und Ozon in der gasförmigen Hülle rund um unseren Planeten die abgestrahlte Sonnenwärme zurück auf die Erde werfen. CO 2 -Moleküle absorbieren Infrarotstrahlen und wandeln diese in Wärme um. Dem CO 2 gelingt dies besonders wirksam, obwohl es nur in kleinster Konzentration in der Atmosphäre vorkommt.

[…]

Hermann Fischer

Ethik soll nachfolgend verstanden sein als Wertegebäude, das uns hilft, Kriterien für gutes und schlechtes Verhalten zu entwickeln. Doch woran messen wir gutes oder schlechtes Handeln oder Unterlassen? Aufgrund unserer kognitiven Beschränkung gibt es keine für uns erkennbare absolute Wahrheit und daher auch keinen allgemein gültigen Maßstab für „gut“ oder „schlecht“. Die Einordnung in eine der Kategorien hängt vielmehr von unserem individuellen Normengefüge ab.
[…]
Für die FDP aber ist klar: Eine ethisch fundierte Haltung richtet den Blick über den Tellerrand, berücksichtigt in ihrem sorgfältigen Abwägungsprozess die langfristigen Auswirkungen vermeintlich „guten“ Tuns – und zwar nicht nur für die globale CO 2 -Bilanz, sondern auch für ganze Gesellschaften, die durch die Vernichtung ihrer natürlichen Umwelt an den Rand gedrängt werden. Da muss gar nicht betont werden, dass eine wirklich ethisch fundierte Position alle Übertreibungen, Symbolhandlungen, Scheinaktivitäten und den Missbrauch von Ethik als Totschlagsargument ausschließt.

Manfred Adam

Die jährlichen Gesamtemissionen an CO 2 in der Welt bewegen sich in der Größenordnung um die 35.000 Millionen Tonnen. Deutschlands Beitrag hierzu macht kaum 2 1⁄4 % aus. Wenn man

  • den Anteil Deutschlands an der Weltbevölkerung
    von etwa 1 % in den Blick nimmt und
  • seine Fläche von 0,24 % der Gesamt-Landmasse
    berücksichtigt

trägt Deutschland mit einem überproportionalen CO 2 -Ausstoß zur globalen Gesamt­emission bei.

[…]

Deutschlands Anteil an der Weltwirtschaft dagegen spielt in einer ganz anderen Liga. Es
ist die weltweit viertgrößte Volkswirtschaft und eine der größten Exportnationen. Mit
seiner hochentwickelten Industrie- und Infrastruktur und dem damit einhergehenden
industriellen „Output“ lässt sich die Diskrepanz zwischen Anteil an den Weltressourcen
und dem CO 2 -Ausstoß auf konventioneller Basis erklären.

[…]

Manfred Adam

[…]

Im Kontext der diesbezüglichen globalen Anstrengungen kommt Deutschland eine besondere Rolle zu. Denn Deutschland ist ja nicht nur Heimat der Dichter und Denker, Zweifler und Bedenkenträger, sondern vor allem der Ingenieure und Naturwissenschaftler und daher gefordert, diese Stärken auf dem globalen Klimabazar auszuspielen.

Daraus erwächst auch die Pflicht, mehr Mittel in die Forschung zu investieren, insbesondere zur Generierung weiterer alternativer, dabei umweltkompatibler Energieoptionen – wie Kernfusion, Wasserstoffantriebe zur Deckung mobiler Energieerfordernisse, Energieeffizienz und -effektivität in allen Anwendungsformen.

Auch Speichertechnologien müssen weiterentwickelt werden, denn es nützt weder dem Klimaschutz noch uns Verbrauchern, wenn „grüne erneuerbare“ Energien aus Windkraft, Biotreibstoff oder Palmölplantagen Landschaft, Umwelt und Regenwälder sowie die Lebensgrundlagen vieler indigener Völker zerstören und wir dies alles mit unserer Stromrechnung auch noch finanzieren.

Gerhard Artinger

Aus den Veröffentlichungen des IPCC kann geschlossen werden, dass die steigende CO 2 -Konzentration wesentlich zur globalen Erwärmung beiträgt. Zur Gegenwart hin steigt die CO 2 -Konzentration auf inzwischen 400 ppm. Auch wenn die globale Temperatur diese Steigerung nicht zeitgleich mitmacht und Wissenschaftler außerhalb des IPCC auch auf andere wesentliche Einflussfaktoren (Sonnenflecken, kosmische Strahlung, kosmische Konstellation, vgl. S. 6 ff) hinweisen, erscheint es geboten, den Ausstoß an CO 2 zu drosseln, zu verlangsamen oder gar zu senken.

[…]

Mehr als die Hälfte der CO 2 -Emissionen stammt aus dem persönlichen Bereich, etwas weniger als die Hälfte der CO 2 -Emissionen entfällt auf den großindustriellen Sektor.
Nur dessen Ausstoß ist gedeckelt. Der Deckel wird, beginnend mit 2005 bis 2050, in Schritten abgesenkt. Diese Plafonds werden auch eingehalten, da das Angebot an Zertifikaten stets begrenzt ist und Angebot und Nachfrage den Preis regeln.

Das Besondere dabei ist, dass die kontinuierliche Verringerung des CO 2 -Ausstoßes ganz ohne Subventionen funktioniert. Für die CO 2 -Einsparung wird automatisch die wirtschaftlichste Lösung zuerst umgesetzt. Möchte man den CO 2 -Ausstoß stärker reduzieren als bisher festgelegt, ist der Deckel stärker abzusenken oder es sind CO 2 -Zertifikate vom Markt zu nehmen.

In Deutschland jedoch hat man beschlossen, zusätzlich zum Emissionshandelssys-
tem ein weiteres Instrument einzuführen, das heutige Erneuerbare-Energien-Gesetz
(EEG). Dessen § 1 lautet: „Zweck dieses Gesetzes ist es, insbesondere im Interesse des
Klima- und Umweltschutzes eine nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung zu
ermöglichen, die volkswirtschaftlichen Kosten der Energieversorgung auch durch die
Einbeziehung langfristiger externer Effekte zu verringern, fossile Energieressourcen zu
schonen und die Weiterentwicklung von Technologien zur Erzeugung von Strom aus
erneuerbaren Energien zu fördern“.

[…]

Dr. Hans-Joachim Reh

Wenn von der „Energiewende“ gesprochen wird, so beschränkt man sich gern auf die Stromerzeugung und auf den Ausstieg aus der Nutzung der Atomenergie und den Ausstieg aus der Nutzung der fossilen Energieträger Steinkohle und Braunkohle bei sukzessiver Substituierung dieser Quellen durch Wind, Photovoltaik und Biomasse. Auch die bisherigen gesetzlichen Regeln konzentrieren sich auf diesen Bereich: Stromsteuer oder EEG Einspeisegesetz Erneuerbare Energien. Daneben werden auch verschärfte
Vorschriften für die Energieeffizienz von Alt- und Neubauten sowie die Penetration des Straßenverkehrs durch Elektroautos diskutiert.

Wir sprechen für Deutschland zunächst nur von rund 2,23 % der 2016 weltweiten
CO 2 -Emissionen (Quelle: https://de.statista.com). Setzt man diesen Wert gleich 100 %,
so entfällt davon pro Kopf der Bevölkerung laut Umweltbundesamt (2014) auf den Stromverbrauch ein Anteil von 7 %.

[…]

Die massiv in den Energiemarkt drängenden Strommengen aus Wind und Photovoltaik haben Vorrang bei der Einspeisung und den Strommarkt ruiniert. An sonnen- und/oder windreichen Tagen wird der konventionell erzeugte Strom verdrängt und auf Kosten der Unternehmen verramscht. An sonnen- bzw. windarmen Tagen müssen konven­tionelle Kraftwerke zugeschaltet werden. Da sich dies ad hoc mit Kohlekraftwerken am unproblematischsten und wegen zumeist nicht mehr laufender Abschreibungen auch am wirtschaftlichsten realisieren lässt, steigt der jährliche CO 2 -Ausstoß über die bisherigen Werte – die doch gerade gesenkt werden sollten!

[…]

Die privaten Haushalte
bekommen die Energiewende in dramtischer Form bei den Energiekosten zu spüren.

[…]

Dr. Hans-Joachim Reh

In der Stadt Bargteheide konstituierte sich im Jahr 2012/13 als Folge der in Berlin beschlossenen Energiewende ein Ausschuss für Umwelt, Klima und Energie mit dem Aufgabengebiet des Umwelt-, Natur- und Landschaftsschutzes. Es wurde eine hauptamtliche Position als Klimaschutzmanager(in) zum 01.05.2013 geschaffen mit dem Ziel, mit seiner/ihrer Hilfe – bezogen auf das Jahr 2010 – eine Minderung der CO 2 -Emissionen der Stadt um 20 % pro Kopf bis spätestens 2020 zu erreichen, insgesamt somit 13.200 t einzusparen (15000 Einwohner x 4,4 t (Pro-Kopf-Ausstoß lt. städt. Gutachten von 2012)
= 67000 t (Gesamtemissionen der Stadt) x 20 % = Einsparungsziel 13.200 t).

Wie sind die städtischen Klimaaktivisten auf diese 20 % gekommen? Was bedeuten 20 % konkret?
Es geht um gut 5.000 Tonnen CO 2 , die bis 2013 zeitanteilig einzusparen gewesen wären, was erwartungsgemäß nicht erreicht wurde. Nun ist dieses Reduktionsziel von 20 % freilich ebenso aus der Luft gegriffen wie die Umsetzungsfrist. Das alles zeigt die Beliebigkeit, mit der ein ernstzunehmendes Thema behandelt wird.
Uns allen ist zudem bewusst, dass die Einsparung von 13.200 t CO 2 im globalen Maßstab „vom Winde verweht“ wird, ihre Bedeutung für den Klimaschutz gar nicht messbar ist. Sie ist vergleichbar dem Ausstoß klimaschädlicher Gase von ein paar südamerikanischen Rinderherden (die jährliche Luftverschmutzung durch das Methan einer Kuh entspricht einer CO 2 -Menge von 3 Tonnen), fordert den Bargteheider Bürgern aber einen – auf die Weltbevölkerung bezogen – überproportionalen Beitrag an CO 2 -Einsparungen ab.

[…]

Die FDP Bargteheide unterstützt die von der Kommunalpolitik o. a. definierten Maßnahmen zur Minderung von CO 2 -Emmissonen ausdrücklich, soweit sie nicht reine Symbolhandlungen und verhältnismäßig sind. Und der FDP-Ortsverband ergänzt beispielhaft:

  • Weitere Steigerung der Attraktivität und Förderung des Öffentlichen
  • Personennahverkehrs
  • Anreize für energetische Gemeinschaftsanlagen
  • Einbau von Thermostaten und Sparduschköpfen
  • Austausch veralteter Heizungsanlagen
  • Austausch veralteter Kühl- und Gefrierschränke gegen effiziente Geräte
  • Dämmungsmaßnahmen sowie Fenstererneuerungen in Altbauten
  • Erhalt und Erweiterung des städtischen „Grüns“ (CO 2 -Senken)
  • Erweiterung des Dienstleistungsangebots in Bargteheide
  • (z. B. Medizinisches Zentrum), um Pendelei zu vermeiden

[…]

Der FDP-Ortsverband plädiert dafür, Energieeinsparungen mit Vernunft und Augenmaß
zu propagieren und zu realisieren. Vernunft und Augenmaß gebieten darüber hinaus,
sich nicht nur auf die Reduktion von Treibhausgasen zu kaprizieren, sondern sich vor
den absehbaren Folgen der Erderwärmung – z. B. heftigeren und häufigeren Stürmen,
Starkregen, Überflutungen – durch entsprechende Vorsorgemaßnahmen zu schützen.
Denn was immer der Mensch tut oder unterlässt: klimatische Veränderungen begleiten die
Erde und das auf ihr entstandene Leben bis an das Ende aller Tage.

Ähnliche Beiträge